Küchengeschichten: Zu Gast zum Essen in Uganda

Essen in Uganda Rolex

Eating with Africa: So kocht, isst und lebt Uganda

Maria Schiffer, Autorin und Fotografin des Buchs Eating with Africa spricht über Kochen, Essen und das Landleben in Uganda. Ihre ugandische Lieblingsspeise, schönsten Begegnungen und warum sie so begeistert von Uganda ist.

 © Maria Schiffer, Eating with Africa. Maria Schiffer ist eine deutsch-amerikanische Reise- und Foodfotografin. Zwischen ihren Afrika-Reisen lebt sie in Berlin, wo sie hauptsächlich als redaktionelle Fotografin arbeitet. Zu ihren Auftraggebern zählen deutsche Reise-, Lifestyle- und Food-Magazine wie „Der Feinschmecker“, „Merian“, oder „Stern“. 

Maria, im Dezember 2017 startete deine Reise durch zehn afrikanische Länder und deren heimische Küchen für dein Buch Eating with Africa, ein Kochbuch mit Geschichten. Erzähl doch bitte ein wenig zum Konzept des Buchs?

Das Konzept zum Buch ist ganz einfach: Ich will Menschen Afrika näher bringen und dachte mir, der einfachste Weg dies zu tun, ist durch Essen. Weil jeder interessiert sich für Essen. Also, habe ich mich dem Thema gewidmet und erkläre anhand von Essen wie das Leben in Afrika ist. Vor allem war mir wichtig, dass das Buch persönlich erzählt wird. Ich wollte, dass der Leser erfährt, wie die Menschen in Afrika leben – durch persönliche Geschichten ihren Lebensstil kennenlernt. Ein allgemeines Bild von Afrika wollte ich unbedingt vermeiden. Und erst recht nicht Klischees und Vorurteile bedienen, die so häufig mit dem Kontinent verbunden werden.

Ich habe mir das Buch in jedem Haushalt vorgestellt. Ich wollte, dass es jeden Menschen erreichen kann, egal welche Lebensgeschichte und welches Alter. Und ich wusste, das kann mir gelingen, wenn ich es durch Essen erzähle. Die Idee, was über Essen zu machen, kam mir jedoch nicht, weil ich gelernte Köchin bin oder gern gekocht habe. Das kommt erst jetzt so langsam. Eher, weil ich sehr viel für Food-Magazine fotografiert habe. Das hat mich auf die Idee gebracht. Ich dachte: Das kann ich, dann mach‘ ich das.

Autorin Maria Schiffer unterwegs durch zehn afrikanische Länder

Eines der Länder, welches du bereist hast, war Uganda. Warum fiel deine Wahl genau auf Uganda und nicht auf den südlichen Nachbarn Ruanda?

Das zu entscheiden war schwer. Ich liebe Ruanda. Es ist ein wahnsinnig spannendes Land, es hat auch eine spannende Geschichte. Aber Uganda ist kulinarisch super vielfältig, vielfältiger als Ruanda. Das Land hat allein 30 verschiedene Bananen-Sorten. Das beinhaltet auch die Kochbananen. Ich hatte vorab gelesen, dass es eines der fruchtbarsten Länder Afrikas ist. Das war für mich auch ein Anreiz es zu bereisen.

Außerdem hatte ich gelesen, dass die Ugander, die freundlichsten Menschen in Afrika sind. Und sie sind auch wahnsinnig freundlich. Uganda ist zu einem meiner Lieblingsländer in Afrika geworden. Das Land hat mich richtig beeindruckt und berührt. Und das Essen in Uganda ist superlecker. Gern hätte ich noch mehr Zeit dort verbracht, um das Land besser kennenzulernen. Aber ich war wahnsinnig unter Zeit- und Gelddruck und konnte einfach nicht zwei Monate in einem Land verbringen, um mit mehreren Menschen zu kochen. Uganda hat mich von Anfang an neugierig gemacht. Und auch wenn Ruanda mindestens genauso toll ist, beim Essen ist Uganda überlegen.

15 Tage bist du durch das Land und seine heimischen Küchen gereist. Auf welchen Moment deiner Reise durch Uganda schaust du am liebsten zurück?

Es gab einige, aber was total rührend war, war mein Besuch bei einer Familie, wo der Vater Kaffeebauer ist. Ich kam bei ihnen an und wollte eigentlich immer, dass die Menschen ihrem normalen Alltag nachgehen und ich sie dabei begleite. Aber die Familie hat sich für mich den kompletten Tag frei genommen. Einfach weil ich ihr Gast war.

Wir haben dann ein großes Essen gemacht. Wirklich alles, was wir eingekauft haben, haben wir auch gekocht. Geplant war eigentlich wir kaufen groß ein, kochen aber nicht alles, sondern der Rest ist für die Familie als Dankeschön. Am Ende meines Aufenthaltes war es so, dass der Vater mich als Teil der Familie aufgenommen hat. Das war für mich absolut rührend. Der Vater zog seine traditionelle Kleidung an, die Mutter auch und ich habe dann gesagt, wir machen jetzt ein Familienfoto und er meinte: Jetzt bist du meine Tochter. Das war so herzlich, wie ich von ihnen aufgenommen wurde.

Apropos Familien, wie hast du deine Gastgeber überhaupt gefunden?

Die meisten Familien habe ich über die Gästehäuser, in denen ich geschlafen habe, kennengelernt. Andere Familien fand ich durch Guides und Dolmetscher, die mich während der Reise unterstützt haben. Einige Zufallsbegegnungen, in den für Afrika typischen Sammeltaxen, gab es tatsächlich auch. Nachdem ich solche Bekanntschaften gemacht habe, ging alles immer sehr schnell. Innerhalb von Stunden fand ich mich in ihren Dörfern und in ihren Küchen wieder.

Hattest du vor deiner Reise ein Bild von Uganda, was du vor Ort korrigieren musstest? Wenn ja, wie hat sich deine Sicht auf Uganda während deines Aufenthalts gewandelt?

Ich hatte leider nie wirklich viel Zeit, um mich auf die Länder vorzubereiten. Meist habe ich mir nur grob einen Plan gemacht. Bei Uganda war das auch so, weil ich danach noch vier weitere Länder bereist habe. Ich hatte so eine ungefähre Vorstellung von Uganda und ein sehr gemischtes Bild vom Land.

Man hört halt politisch beides, dass der Staat funktioniert und gleichzeitig auch nicht funktioniert. Da war ich ganz neugierig drauf, was die Leute vor Ort sagen würden. Uganda war das Land, wo die Menschen mit mir am meisten über Politik gesprochen haben. Sie haben auch darüber gesprochen, was zum Beispiel im Land nicht funktioniert. Dass egal wie hart sie arbeiten, sie einfach nicht weiterkommen. Das war für mich sehr erstaunlich und super interessant.

Oft habe ich beim Fragen stellen gemerkt, dass ich dachte ich kenne die Antwort auf die Frage. Doch am Ende der Reise habe ich gemerkt, wie wenig ich eigentlich wirklich weiß. Je mehr ich erfahren habe, desto mehr wurde mir das bewusst. Das war etwas, was ich gelernt habe. Die Leute haben mich immer wieder überrascht mit ihren Antworten. Doch was mich am meisten berührt hat, ist dass Uganda von der Herzlichkeit der Menschen ein sehr warmes Land ist. Wenn es ein Land gibt, was ich Menschen für Reisen durch Afrika empfehlen würde, dann ist es Uganda.

Du durftest in Uganda nicht nur in die Kochtöpfe schauen und mitkochen, sondern hast auch spannende Lebensgeschichten deiner Gastgeber erfahren. Welche Geschichte hat dich am meisten bewegt?

Für mich war total spannend die Geschichte der Karamojong. Die Karamojong sind ein Hirtenvolk. Das Erlebnis mit ihnen wird mich immer begleiten. Was ich nicht vergessen werde, ist vor allem was mir Thomas von den Karamojong erzählt hat. Denn alles was er beschrieben hat, war für ihn normal: Wie wenig Rechte Mädchen haben, dass Jungs immer bevorzugt werden und wie das mit der Heirat funktioniert.

Aber die Frage ist, und die stellt sich eigentlich im gesamten Buch: Was ist tatsächlich normal? Denn das ist etwas was für uns Europäer nicht normal ist. Aber für Thomas ist es seine Normalität, dass die Mädchen dreimal am Tag Wasser holen, dass sie nicht zur Schule gehen und dass sie die Häuser bauen. Das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt des Buchs, dass wir uns davon freimachen auf andere herabzuschauen. Zu denken, dass unser Lebensmodell das einzig Richtige ist und ihres nicht. Es sind halt Parallelwelten, die so existieren.

In deinem Buch stellst du fünf Gerichte aus Uganda vor, die du gemeinsam mit ausgewählten Uganderinnen und Ugander gekocht hast. Welches ist dein ugandisches Lieblingsessen?

© Maria Schiffer, Eating with Africa. Rolex: Roll mit Eggs in Kampala

Ganz klar, das muss der Rolex sein. Erst einmal liebe ich den Namen, weil es besteht aus einem Roll mit Eggs. Es ist das Rezept neben den Eintöpfen mit Bananen, Luombo, was total typisch für Uganda ist. Ich liebe Rolex, weil es Spaß macht das zu essen. Ich glaube, es schmeckt auch einfach jedem. Es hat auch mir wahnsinnig gut geschmeckt. Noch bevor ich nach Uganda gereist bin, war Rolex ganz oben auf meiner Liste. Mir war ganz klar, du wirst auf jeden Fall einen Rolex machen. Und deshalb: Rolex top of the list.

Wie würdest du das Essen in Uganda beschreiben?

Lecker und unglaublich vielfältig. Am letzten Tag, wo ich auch den Rolex gemacht habe, haben wir so viele Gerichte aufgetischt: Von Luombo über frittierte Bananen bis hin zu Samosas, gefüllten Teigtaschen.

Vor allem die Gemüse- und Obstsorten sind so vielfältig in Uganda. So ähnlich wie in Ghana, das sind halt beides super fruchtbare Länder. Und das sieht man auch beim Angebot auf den Märkten. Jetzt nicht überall, zum Beispiel nicht in der Karamoja, wo die Karamojong wohnen, da ist es eher trocken. Dort gab es auch wenig Auswahl auf den Märkten. Aber generell war das Essen in Uganda vielfältig. Das ist nicht überall in Afrika so.

Welche Koch-Tipps aus Uganda hast du mit nach Hause genommen, die du auch noch heute beim Kochen anwendest und gern weitergibst?

Was ich von den Karamojong mitgenommen habe, was ich mittlerweile auch öfter zu Hause mache, ist Sonnenblumenmus. Das kannte ich vorher nicht. Und jetzt nehme ich immer Sonnenblumen und zermahle sie und gebe sie in meine Suppe. Dann koche ich das Ganze mit Grünkohl auf. So ähnlich haben es die Karamojong auch gemacht, nur mit lokalem grünen Gemüse. Für mich ist das unglaublich lecker, sättigend und auch super gesund. Ich habe viele Sachen gelernt, aber das fällt mir aus dem Stegreif ein.

Welchen Rat würdest einem Reisenden geben, wenn er oder sie zum Essen in Uganda eingeladen ist? Was gehört zum guten Ton und was ist nicht gern gesehen? 

Ich würde den Tipp geben, sich Zeit zu lassen. Wenn man ankommt, sollte man den Gastgeber erst einmal reden lassen. Denn der Gastgeber stellt sich in Ruhe vor. Das ist total wichtig und auch etwas, was ich mit der Zeit erst lernen musste. Und dann wartet man ab, bis man aufgefordert wird sich selbst vorzustellen. Das gebietet der Respekt. Und der zweite Tipp ist, wenn man auf dem Boden sitzt und essen soll, dann zieht man sich zuerst die Schuhe aus und vermeidet es die Füße auf die Matte zu stellen. Die Füße sollten immer hinter einem sein, weil die Matte der Tisch ist. Das ist auch etwas, was ich bei meinen Reisen gelernt habe.

Planst du ein Folgekochbuch und wenn ja, welches der ostafrikanischen Länder ist in der engeren Auswahl für den Nachfolger?

Frau bereitet Bananenpfannkuchen in Uganda zu
© Maria Schiffer, Eating with Africa. Bananenpfannkuchen am Viktoria-See

Es ist noch nichts in Planung. Aber so viel weiß ich, Afrika lässt mich noch nicht los. Ich will auf jeden Fall weiterhin etwas Afrikabezogenes machen. Ich weiß nur noch nicht inwieweit. Es könnte wieder ein Kochbuch werden, aber ich weiß es einfach noch nicht. Jeden Tag mischen sich die Karten neu, so fühlt es sich grad für mich an.

Aber wenn ich ein Kochbuch machen würde, dann wären für mich super interessant Mosambik und Ruanda. Aber auch Kenia, weil ich weiß, dass die Nachfrage nach meinem Buch in Kenia wahnsinnig groß ist. Die Menschen wollen unbedingt, dass ich dorthin komme. Tansania tatsächlich auch. Aber lasst euch am besten überraschen.

Über das Kochbuch Eating with Africa

Kochbuch Eating with Africa
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Reiseberaterin und Inhaberin von safarizeit Erlebnisreisen, Stephanie Zemmrich

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